Islam konkret

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âya = „Wunder“ im Qur'ân?


Während einer Diskussion in Facebook über den Glauben an Wunder im Islam wurde auf das arabische Wort âya im Qur'ân verwiesen und die Frage gestellt, ob dessen Verwendung ein Hinweis darauf sei, dass der Qur'ân den Glauben an „Wunder“ unterstütze.

âya (sing.), âyataini (dual), âyât (plur.)

Diese drei arabischen Wörter werden im Qur’ân zusammen 382 mal erwähnt und bisweilen auch im Sinne von „Wunder“ verstanden. Stellenangaben, die hier besonders untersucht werden, sind fett gedruckt.
Quelle.  muHammad fu’âd cabdu`l-bâqî
al-mujamu`l-mufahras
(ohne Ort und Datum)
Es folgen alle 382 Stellenverweise (Sura:Vers) aus dem genannten Buch:

âya (84 x)
2:106, 2:118, 2:145, 2:211, 2:248, 2:248, 2:259, 3:13 3:40, 3:49, 3:49, 3:50, 5:114, 6:4, 6:25, 6:35, 6:37, 6:37, 6:109, 6:124, 7:73, 7:106, 7:132, 7:146, 7:203, 10:20, 10:92, 10:97, 11:64, 11:103, 12:105, 13:7, 13:27, 13:38, 15:77, 16:11, 16:13, 16:65, 16:67, 16:69, 16:101, 16:101, 17:12, 17:12, 19:10, 19:21, 20:22, 20:47, 20:133, 21:5, 21:91, 23:50, 25:37, 26:4, 26:8, 26:67, 26:103. 26:121, 26:128, 26:139, 26:154, 26:158, 26:174, 26:190, 26:197, 27:52, 29:15, 29:35, 29:44, 30:58, 34:9, 34:15, 36:33, 36:37, 36:41, 36:46, 37:14, 40:78, 43:48, 48:20, 51:37, 54:2, 54:15, 79:20,

âyatu-ka (2 x)

3:41, 19:10,

âyataini (1 x)
17:12,

âyât (148 x)

2:61, 2:99, 2:118, 2:164, 2:219, 2:231, 2:252, 2:266, 3:4, 3:7, 3:19, 3:21, 3:58, 3:70, 3:97, 3:98, 3:101, 3:108, 3:112, 3:113, 3:118, 3:190, 3:199, 4:140, 4:155, 5:75, 6:4, 6:27, 6:33, 6:46, 6:55, 6:65, 6:97, 6:98, 6:99, 6:105, 6:109, 6:126, 6:157, 6:158, 6:158, 7:26, 7:32, 7:58, 7:126, 7:133, 7:174, 8:52, 8:54, 9:9, 9:11, 10:1, 10:5, 10:6, 10:24, 10:67, 10:71, 10:95, 10:101, 11:59, 12:1, 12:7, 12:35, 13:1, 13:2, 13:3, 13:4, 14:5, 15:1, 15;75, 16:12, 16:79, 16:104, 16:105, 17:59, 17:59, 17:101, 18:17, 18:57, 18:105, 19:58, 20:54, 20:127, 20:128, 22:16, 23:30, 23:58, 24:1, 24:18, 24:34, 24:46, 24:58, 24:61, 25:73, 26:2, 27:1, 27:12, 27:86, 28:2, 28:87, 29:23, 29:24, 29:49, 29:50, 29:50, 30:10, 30:21, 30:22, 30:23, 30:24, 30:28, 30:37, 31:2, 31:31, 32:22, 32:26, 33:34, 34:19, 36:46, 39:42, 39:52, 39:63, 39:71, 40:4, 40:35, 40:56, 40:63, 40:69, 40:81, 42:33, 44:33, 45:3, 45:4, 45:5, 45:6, 45:8, 45:11, 45:13, 45:35, 46:26, 46:27, 51:20, 53:18, 57:9, 57:17, 58:5, 62:5, 65:11,

âyâti-ka (3 x)

2:129, 20:134, 28:47,

âyâtu-nâ/ âyâti-nâ (92 x)

2:39, 2:151, 3:11, 4:56, 5:10, 5:86, 6:39, 6:49, 6:54, 6:68, 6:150, 6:157, 7:9, 7:36, 7:40, 7:51, 7:64, 7:72, 7:103, 7:136. 7:146, 7:147, 7:156, 7:175, 7:176, 7:177, 7:182, 8:31, 10:7, 10:15, 10:21, 10:73, 10;75, 10:92, 11;96, 14:5, 15:81, 17:1, 17:98, 18:9, 19:73, 19:77, 20:23, 20:56, 20:126, 21:77, 22:51, 22:57, 22:72, 22:72, 23:45, 25:36, 26:15, 27:13, 27:81, 27:82, 27:83, 28:35, 28:36, 28:45, 28:59, 29:47, 29:49, 30:16, 30:53, 31:7, 31:32, 32:15, 32:24, 34:5. 34:38, 34:43, 40:23, 41:15, 41:28, 21:40, 41:53, 42:35, 43:46, 43:47, 43:69, 45:9, 45:25, 46:7, 54:42, 57:19, 64:10, 68:15, 74:16, 78:28, 83:13, 90:19,
âyâtu-hu/âyâti-hi (37 x)
2:73, 2:187, 2:221, 2:242, 3:103, 3:164, 5:89, 6:21, 6:93, 6:118, 7:37, 8:2, 9:65, 10:17, 11:1, 22:52, 24:59, 27:93, 30:20, 30:21, 30:22, 30:23, 30:24, 30:25, 30:46, 31:31, 38:29, 40:13, 40:81, 41:3, 41:37, 41:39, 41:44, 42:29, 42:32, 45:6, 62:2,

âyâti-hâ (1 x)

21:32

âyâtî (14 x)

2:41, 5:44, 6:130, 7:35, 7:146, 18:56, 18:106, 20:42, 21:37, 23:66, 23:105, 27:84, 39:59, 45:31

Die Bedeutung des Wortes âya:

Maulânâ Muhammad cAlî
The Holy Qur'ân, Arabic Text, Translation and Commentary, S. 22, Fußnote 67 zu Vers 2:39:

„Das Wort âya (Plural âyât), das hier zum ersten Mal auftritt, kommt im Heiligen Qur'ân sehr oft vor und vermittelt eine Anzahl von Bedeutungen. Die Hauptbedeutung von âya ist ein offensichtliches Zeichen oder  Merkmal (R), durch die eine Sache erkannt wird. Daher bedeutet es ein Zeichen im Sinne eines Hinweises oder Belegs oder Beweises (T, LL). In diesem Sinne wird es eine mucjiza oder ein Wunder [engl.: miracle] genannt, an dessen Stelle der Heilige Koran immer das Wort âya verwendet, um zu zeigen, dass die Wunder, von denen er spricht, nicht Mirakel [= „Wunder“ ]sind, sondern tatsächliche Belege oder Beweise für die Wahrheit eines Propheten. Der häufigste Gebrauch des Wortes âya im Heiligen Qur'ân ist jedoch die Bezeichnung für eine Botschaft oder eine Mitteilung, und in diesem Sinne wird das Wort auf einen Vers des Heiligen Qur'ân angewandt, d.h. auf eine Sammlung von Worten des Heiligen Qur'ân, fortgesetzt bis zu ihrem Ende, oder auf einen Teil des Qur'âns, nach dem eine Aufhebung der Rede zulässig ist (T, LL). Aber im Allgemeinen behält er die umfassendere Bedeutung eines Zeichens oder eines Merkmals oder einer göttlichen Botschaft oder einer göttlichen Mitteilung.“

Im Text:  LL = Arabic English Lexicon von Edward William Lane
Im Text:  R = al-mufradât fî garîbi`l-qur'ân (Wörterbuch des Qur'ân), von Schaich abu`l-qâsimi`l-Husaini`l-râgibi`l-iSfahânî
Im Text:  T = tâju`l-carûs (Wörterbuch, von imâm muHibbu`d-dîn abu`l-faiD murtaDâ

Wiedergabe des englischen Textes wegen der Vielfalt der Nebenbedeutungen einer Reihe von englischen Wörtern:

„The word âyat (plural âyât), which occurs for the first time here, is of very frequent occurrence in the Holy Qur'ân and conveys a number of significances. The primary meaning of âyat is an apparent sign or mark  (R), by which a thing is known. Hence it comes to signify a sign as meaning an indication or evidence or proof (T, LL). In this sense it signifies what is called a mucjizah or a miracle, instead of which the Holy Qur'ân always uses the word âyat, thus showing that the miracles of which it speaks are not wonders but actual evidence or proof of the truth of a prophet. But the most frequent use of the word âyat in the Holy Qur'ân is to signify a message or a communication and it is in this sense that the word is applied to a verse Holy Qur'ân, i.e., a collection  of the words of the Holy Qur'ân continued to its breaking, or a portion of the Qur'ân after which a suspension of the speech is approvable (T, LL). But it generally retains the wider significance of a sign or a mark, or a Divine message of the Qur'ân after which a suspension of the speech is approvable (T, LL). But it generally retains the wider significance of a sign or a mark, or a Divine message or a Divine communication.”

Nur ganz wenige der 382 Vorkommen des Wortes: âya (im Singular), âyataini (im Dual) oder âyât (im Plural) werden nicht von jedem ohne weiteres im Sinne von Vers, Teil des Qur'âns, offenbarte Worte, Gebote oder Anzeichen, Merkmal verstanden. Sie beziehen sich auf unterschiedliche Begebenheiten.

Von Angehörigen anderer Religionsgemeinschaften haben wir sicherlich schon gehört, dass sie an „Wunder“ glauben, „Wunder“ sogar der Ausgangspunkt ihres Glaubens sind. Und selbst Muslime, sogar Gelehrte, sind davon beeinflusst, wie auch manche Qur'ân-Kommentare zeigen.

Bevor wir jedoch voreilig eine Passage im Qur'ân als die Beschreibung eines „Wunders“ im Sinne von etwas Übernatürlichem, außerhalb von Naturgesetzen und von natürlichen Abläufen Stehendes, deuten, sollten wir uns zunächst bewusst machen, dass der Qur'ân eine klare Aussage macht über Gottes Wirken in Seiner Schöpfung. Es heißt in (35:43)

„Und du wirst in Allahs Vorgehensweise (arab.: fî sunnati`llâhi) keine Änderung finden, und du wirst in Allahs Vorgehensweise keinen Wechsel finden.“

Weitere ähnliche Passagen hierzu im Qur'ân sind: (17:77), (33:38), (33:62), (40:85) und (48:23).

Der Qur'ân lehrt uns auch, dass Allah nicht nur den Menschen im Qur'ân Seinen Willen offenbarte, sondern sogar Tieren wie den Bienen (16:68), und unbelebter Materie wie den Himmeln (41:12) und der Erde (99:5). Er hat  allem mitgegeben, was dessen Rolle in der Schöpfung, im Universum ist mit allen ihren Gesetzmäßigkeiten, Wandlungsmöglichkeiten,und Regeln. Die ganze Schöpfung ist von Allah geschaffen und unterliegt dieser, Seiner sunna.

Letzteres sind sozusagen Formen der Offenbarung, die wir erkunden und erforschen können, um unser Bild von Seiner Schöpfung zu erweitern.

Die Aussage, dass wir „in Allahs Vorgehensweise keine Änderung finden“ und „keinen Wechsel finden“ werden, widerspricht eindeutig dem Einwand, den einige Muslime in Gesprächen über Wunder vorbrachten, indem sie an Gottes Allmacht erinnerten und mit der Frage abschlossen: „Meinst du nicht auch, dass Allah die Macht hat, alles zu tun?“.

Gewiss, Allah ist allmächtig. Doch hat Er Sich in Bezug auf Seine Schöpfung klar im Qur'ân ausgedrückt. Erschafft Er dennoch vorübergehend, was wir uns vorstellen, ausmalen - vielleicht auf Grund alter Erzählungen, Legenden, irriger Annahmen?

Die folgenden Zitate von Qur'ân-Kommentaren sollen ein Anstoß sein, über die entsprechenden Verse des Qur'âns nachzudenken.

Der Qur'ân beschreibt Folgendes in den hervorgehobenen Stellenangaben:


1. Moses und sein Stab (7:106), (20:19-22), siehe auch (2:60)
2. Wie Moses die Wasserquellen fand: (2:60)
3. Moses und seine weiße Hand (20:22), (27:12)
4. Zacharias und das Gebot zu schweigen (3:41), (19:10)
5. SâliH und die Kamelstute (7:73), (11:64), (17:59)
6. Jesus und die Vögel aus Ton (3:49)
7. Jesus und der Tisch vom Himmel (5:114)
8. Jesus und Maria (21:91), siehe auch:
Maria und die Botschaft des Engels (3:47)
9. Noah und die Leute auf der Arche (29:14, 15)
10. Pharao und das „große Zeichen“ (79:20)
11. Der Mann und die zerstörte Stadt (2:259)
12. Der „gespaltene“ Mond (54:2)


Bei der Interpretation im Sinne von natürlichen Vorgängen werden folgende Bücher (Qurân-Übersetzungen und -Kommentare) herangezogen. Man prüfe die Argumente und überlege, ob sie nachvollziehbar sind und mit dem Qur'ân übereinstimmen.


AhmD Ahmadiyya-Bewegung, Der Heilige Qur-ân, Arabisch und Deutsch, 1980.

Es gibt vereinzelt Fußnoten und Anmerkungsnummern, Anmerkungen in einem  Kapitel am Ende des Buches.

AhmE Ahmadiyya-Movement, The Holy Quran with English Translation and Commentary
Die Kommentare sind über alle Bände durchnummeriert.'
Teil I (sûra 1 - 2:142), 1915
Band I (sûra 1 - 9), 1947
Band I (Teil I) (sûra 1 - 2), 1964
Band I (Teil II) (sûra 3 - 9), 1965
Band II (Teil I) (sûra 10 - 18), 1969
Band II (Teil II) (sûra 19 - 45), 1960

MMA Maulânâ Muhammad cAlî, The Holy Qur'ân, Arabic Text, Translation and Commentary, Lahore, 1951.
Die Kommentare sind über alle Suren durchnummeriert.

MA Muhammad Asad, The Message of  The Qur'ân, Gibraltar, 1980,
Die Kommentare sind je Sura durchnummeriert.

MSD Maulana Sadr-ud-Din, Der Koran, Lahore, 1964
Kommentare/Anmerkungen gibt es als Fußnote mit vorangestellter Vers-Nummer.

AAM S. Abul A'l°a Maudûdî, The Holy Qur'ân, Text, Translation and Brief Notes, Lahore 1987.
Die Anmerkungen (notes) werden je Sura gezählt, sind als Fußnote gedruckt oder am Ende der Sura.

MMP Mohammed Marmaduke Pickthall, The Glorious Koran, New York, 1961.
Anmerkungen als Fußnoten.

AYA A. Yusuf Ali, The Holy Quran, Text, Translation, Commentary, New York, 1946, 2 Bände.
Kommentare und Anmerkungen als durchgängig gezählte Fußnoten.

SQ sayyid qutb, fî Zilâli`l-qur'ân, Beirut, Kairo, 1978/1398, 6 Bände
Die Kommentare sind nicht nummeriert und stehen jeweils nach den Qur'ân-Versen, auf die sie sich beziehen.
Band 1 (sûra 1:1 - 4:23), Beirut, Kairo, 1978/1398
Band 2 (sûra 4:24 - 6:111), Beirut, Kairo, 1978/1398
Band 3 (sûra 6:111 - 10;109), Beirut, Kairo, 1978/1398
Band 4 (sûra 11:1 - 24:64), Beirut, Kairo, 1978/1398
Band 5 (sûra 25:1 - 45:37), Beirut, Kairo, 1978/1398
Band 6 (sûra 46:1 - 114:6), Beirut, Kairo, 1978/1398

TM muHammad 'abduh, muHammad rasîd riDâ, tafsîr al-manâr, Kairo, 1954 - 1961, 1367 - 1380, 12 Bände
Band 1 (sûra 1:1 - 2:141), Kairo, ??????
Band 2 (sûra 2:142 - 2:252), Kairo, 1367
Band 3 (sûra 2:253 - 3:92), Kairo, 1960/1379
Band 4 (sûra 3:93 - 4:22), Kairo, 1374
Band 5 (sûra 4:23 - 4:147), Kairo, ?
Band 6 (sûra 4: 147 - 5:84), Kairo, 1375
Band 7 (sûra 5:85 - 6:110), Kairo, 1367/1368
Band 8 (sûra 6:111 - 7:87), Kairo, 1959/1379
Band 9 (sûra 7:88 - 8:40, Kairo, 1367
Band 10 (sûra 8:41 - 9:93, Kairo, 1950/1369
Band 11 (sûra 9:94 - 10:109, Kairo
Band 12 (sûra 11:1 - 12:52, Kairo, 1961/1380


Zu Punkt 1: Moses, sein Stab , seine weiße Hand in (7:106 -108), (20:19-22),  und die Quellen in (2:60):

Zu Moses' Stab:


AhmD: Bei (20:18) Verweis auf Anmerkung 76:: „Verschlingen bedeutet hier 'zunichte machen'. Die Stricke der Zauberer waren mit geheimen Schrauben versehen und ihre Stäbe mit Quecksilber gefüllt, so daß sie beim Hinwerfen Schlangen vortäuschten. Moses brach den Zauber, indem er seinen Stab darüber warf.“

AhmE:  Im Unterschied zur deutschen Ausgabe gibt es keinen Hinweis auf künstliche Schlangen, sondern im Kommentar 2252 zu (20:20) wird gesagt: „[...] Es genügt wohl hier zu sagen, dass es eine Vision war, die Moses gesehen hatte und an der Pharao, seine Höflinge und die Magier auch Anteil hatten. Der Stock verwandelte sich nicht wirklich in eine Schlange, sondern sollte nur so aussehen. Das widersprach oder verstieß nicht gegen ein Naturgesetz.“

MMA: Im Kommentar 926 Verweis auf (20:18), wo Moses betont, dass sein Stab ein ganz gewöhnlicher Stock sei, auf den er sich stütze, mit dem er Blätter für seine Schafe abschlage u.a. Als Allahs ihn anwies, ihn hinzuwerfen, d.h. während einer Offenbarung, sah er eine Schlange, aber als er danach griff, stellte er fest, dass es weiterhin ein Stock war. „[...] Aber es ist eine Tatsache, dass die Wirkung der inspirierten Vision manchmal so stark ist, dass andere außer dem Seher daran teilhaben.“

MA: Im Kommentar 14 zu (20:21) heißt es: „Die wunderbare Umwandlung des Stabs in eine Schlange hat, glaube ich, eine mystische Bedeutung: es scheint eine Anspielung zu sein auf den eigentlichen Unterschied zwischen Anschein und Wirklichkeit, und folglich auf das geistige Verständnis von diesem Unterschied, das Gott Seinen ausgewählten Dienern gewährt hat (vgl. ´Moses' Erlebnis mit dem ungenannten Weisen, beschrieben in (18:66-82)). Diese Interpretation findet starke Unterstützung  in (27:10) und (28:31), an beiden Stellen wird gesagt, dass Moses den Stab „sich schnell bewegen sah, als ob er eine Schlange wäre (ka'annahû jânn)“.“

AYA: Am Ende der Anmerkung 73 sagt der Kommentator: „Die Erzählung wird als Gleichnis verwendet, wie es vom letzteren Teil des Verses deutlich wird. In der Trostlosigkeit und zwischen den Felsen dieses Lebens murren die Leute. Aber sie werden nicht hungrig oder durstig gelassen im Hinblick auf spirituelles Leben. Gottes Gesandter kann spirituellen Unterhalt beibringen, sogar aus so Aussichtslosem wie das harte Gestein des Lebens. [...]“

Zu Punkt 2: Wie Moses die Wasserquellen fand:

AhmE: Zu (2:60): „[...] Das Wunder von Moses bei diesem Ereignis liegt nicht darin, dass es etwas gegen die bekannten Naturgesetzen vorbrachte, sondern in Wirklichkeit offenbarte Gott ihm den genauen Ort, wo Wasser gerade dabei war zu fließen bei einem Schlag mit seinem Stock. Es gehört zu den Erfahrungen jener, die geologische Gegebenheiten in felsigen Gebieten untersuchen, dass manchmal Wasser unterhalb von kleinen Hügeln oder Gesteinen fließt und hervorströmt, wenn der Fels mit etwas Schwerem oder Spitzem getroffen wird. [...]“

MMA: Im Kommentar 96 zu (2:60) heißt es: „Die Worte iDrib bi caSâ-ka`l-Hajara können auf zweierlei Weise übersetzt werden schlag mit deinem Stock  gegen den Stein oder geh voran oder eile zum Felsen mit deinem Stab. Darb bedeutet Berühren, Schlagen, Vorangehen, von Ort zu Ort gehen, ein Gleichnis darlegen, und es vermittelt eine Anzahl anderer Bedeutungen [...] Die Erzählung, dass Moses einen Stein bei sich trug und dass zwölf Quellen herausströmten, wann immer er ihn in der Wildnis ablegte und mit seinem Stab schlug, hat keine Begründung in den Worten des Qur'âns oder irgendeinem Ausspruch des Propheten. Was die  Worte des Propheten besagen, ist entweder, dass Moses von Gott befohlen wurde, einen bestimmten Stein mit seinem Stock zu schlagen, von dem wunderbarerweise Wasser herausfloss, oder zu einem Berg zu gehen, aus dem Quellen flossen. [...]“

MSD: Seine Übersetzung des Verses ist: „Und als Moses für seine Getreuen um Wasser bat, da sagten Wir: „Geh zum Wohnort mit deinen Getreuen in jenes Gebirge!“, und seht, es flossen aus ihm zwölf Quellen [...]“

SQ: Zu (2:60) heißt es u.a.: „[...] Moses bat für sein Volk um Wasser. Er bat darum seinen Herrn, und Er erhörte ihn. Und Er gebot ihm, mit seinem Stab einen bestimmten Stein zu schlagen. Da strömten daraus zwölf Quellen gemäß der Anzahl der Stämme der Kinder Israels, […].“

Zu Punkt 3: Moses und seine weiße Hand (7:108), (20:22), (27:12)

AhmE: Kommentar 1002 zu (7:108): „[...] Die Strahlungen, die von den Körpern vollkommen heiliger Menschen zutage tritt, wie zum Beispiel von Propheten, sind von reiner weißer Farbe.[...]“

MMA: Kommentar 926 zu (7:108): „[...] Dieses Wunder fand statt […], als andere neben Moses diese Veränderung beobachteten. Aber es ist eine Tatsache, dass der Effekt inspirierter Vision manchmal so stark ist, dass andere außer dem Seher daran teilhaben. [...]“

MA: Kommentar 85 zu (7:108): „Wie es ersichtlich ist in (20:22), (27:12) und (28:32), schimmerte die Hand von Moses „weiß ohne Übel“, d.h. ausgestattet mit transzendenter Leuchtkraft als Zeichen seines Prophetentums […].“

AAM: Kommentar 8 zu (28:32): „Das bedeutet „Wann immer du die Angst vor irgendeiner Gefahr empfindest, ziehe deine Hand zu dir:das wird dein Herz stärken und wird dich vollständig von jedem Gefühl  von Furcht und Angst befreien“

Zu Punkt 4: Zacharias und das Gebot zu schweigen (3:40), (19:10)

AhmE: Kommentar 332 zu (3:40): “[...] Gleichermaßen bestimmte Gott auf Zacharias' Bitte hin ein Zeichen für die Erfüllung Seiner Zusage. Zacharias sollte sich drei Tage lang des Sprechens enthalten, und dann war die Zusage erfüllt. Er war nicht der Fähigkeit zu sprechen beraubt […].”

MMA: Kommentar 420 zu (3:40):  “Der Qur'ân sagt nicht, dass Zacharias stumm wurde. Ihm wurde nur geboten, zu niemandem für drei Tage zu sprechen (und) Allahs viel zu gedenken.”

MA: Kommentar zu (3:40): “Gemäß Abû Muslim (notiert mit Zustimmung von Râzî) wurde Zacharias lediglich auferlegt, zu niemandem während der Dauer von drei Tagen zu sprechen, und wurde nicht sprachlos gemacht wie in der Erzählung des Neuen Testaments (Lukas I,20-22). [...]”

MSD: Kommentar zu (3:40):  “Das Denken an Gott, Tag und Nacht, ist eine Arzenei für beinahe alle Beschwerden des Menschen”.

Zu Punkt 5: SâliH und die Kamelstute (7:73), (11:64), (17:59)

AhmE: Kommentar 972 zu (7:73): „Das Kamel bildete das Haupttransportmittel in Arabien, und es war seine Kamelstute, die der Prophet SâliH benutzte, um von Ort zu Ort zu reisen, um seine Botschaft zu verbreiten. Daher sagte er seinem Volk, dass Hindernisse in den Weg der freien Bewegung der Kamelstute zu stellen oder sie zu verletzen, bedeuten würde, die Arbeit zu behindern, mit der Gott ihn beauftragt habe […].“

MMA: Kommentar 913 zu (7:73): „Weder der Qur'ân noch irgendein glaubwürdiges Wort des heiligen Propheten unterstützt die zahlreichen Legenden hinsichtlich des wundersamen Aussehens und der erstaunlichen Größe der Kamelstute. Sie wird die Kamelstute Allahs genannt, weil sie von Allah als ein Zeichen gegeben wurde. Sie war eine gewöhnliche Kamelstute, die dem Volk als ein Zeichen gegeben wurde. Sie zu erlegen wäre ein Zeichen, dass sie weder die Wahrheit annehmen würden noch aufhören würden, SâliH und seine Anhänger zu verfolgen. [...]“

MA: Kommentar 57 zu (7:73): „Die Kommentatoren führen mancherlei Legenden an, die besagen, dass diese Kamelstute von wundersamer Herkunft wäre. Da weder der Qur'ân noch irgendeine authentische Überlieferung diese Legenden unterstützen, müssen wir annehmen, dass sie auf dem Ausdruck nâqat Allah (Gottes Kamelstute) beruhen, der einige fromme Muslime zu phantastischen Mutmaßungen veranlasste.[...]“

Zu Punkt 6: Jesus und die Vögel aus Ton (3:49)

AhmD: Zu (3:49) Anmerkung 29: „Ton steht für fügsame Menschen. Ein Prophet formt und bildet solche Menschen, wie ein Vogel seine Eier ausbrütet.“

AhmE: Es gibt zu (3:49) den seitenlangen Kommentar 339. Hier ein paar Auszüge: „[...] Um die anderen Teile dieses Verses klar zu verstehen, z.B. Vögel aus Ton zu bilden usw., ist es notwendig sich zu erinnern, dass es Jesus' Angewohnheit war, in Gleichnissen zu sprechen […]. Im Sinne von 'erschaffen' wurde der Vorgang von 'halq' im Qur'ân keinem anderen Wesen außer Gott zugeschrieben. Vielmehr legte der Qur'ân den größten Nachdruck auf diese ausschließliche Eigenschaft Gottes.,Der wieder und wieder als der einzige 'Schöpfer' aller Dinge erklärt wurde. […] Sogar die törichte Vorstellung, dass die Macht zum Erschaffen, obwohl es das ungeteilte Vorrecht Gottes ist, zeitweise von Ihm auf jemand anderen übertragen worden sein könnte, wird vom Qu'rân mit der Verachtung, die es verdient, zurückgewiesen […].“

MMA: Kommentar 428 zu (3:49): „Um die Bedeutung  dieser Passage zu verstehen, ist es notwendig zu bedenken, dass das Hauptmerkmal von Jesus' Sprache war, dass er in Gleichnissen sprach und es vorzog, seine Gedanken in allegorische Redeweise zu kleiden. […] Der Vorgang von halq im Sinne von Erschaffung kann keinem anderen Wesen außer Allâh zugeschrieben werden. Der Qur'ân legt den größten Nachdruck auf diesen Punkt. Wieder und wieder spricht er vom Göttlichen Wesen als dem Schöpfer von allem, so dass es nichts gibt, von dem irgend jemand sonst als Schöpfer bezeichnet werden könnte. Und von denen, die als Götter von irgendwelchen Leuten genommen werden, sagt er insbesondere, dass sie nichts erschaffen, da sie ja selbst erschaffen sind (16:20); (25:3). [...]“

MA: Kommentar 37 zu (3:49): „Wörtlich  '[etwas] wie die Gestalt eines Vogels (Tayr)'; und dann werde ich ihm einhauchen, so dass es [oder 'worauf es'] ein Vogel werden könnte ['wird']. Das Substantiv Tayr ist ein Plural von Tâ'ir ('fliegendes Lebewesen' oder 'Vogel') oder ein Infinitiv ('Fliegen') abgeleitet von dem Verbum Târa ('er flog')'. Im vorislamischen Sprachgebrauch ebenso wie im Qur'ân bezeichnen die Wörter Tâ'ir und Tayr oft 'Schicksal' oder 'Vorsehung',  ob gut oder schlecht (wie zum Beispiel in (7:131), (27:47) oder /36:19) und noch deutlicher in (17:13)). Viele Belegstellen für diesen idiomatischen Gebrauch von Tâ'ir und Tayr werden in allen maßgeblichen arabischen Wörterbüchern angeführt: […]. Folglich gab Jesus den Kindern Israels in dieser gleichnishaften Weise, die er so liebte, zu verstehen, dass er aus dem einfachen Ton ihres Lebens für sie die Vision eines aufschwingendes Schicksals formen würde, und dass diese Vision, durch seine von Gott gegebene Inspiration zum Leben erweckt, ihr wahres Schicksal durch Gottes Erlaubnis und durch die Kraft ihres Glaubens werden würde (wie am Ende dieses Verses hervorgehoben).“

MSD: In (3:49):werden die Worte von Jesus folgendermaßen übersetzt: „Ich komme zu euch mit einem Beweis von eurem Herrn. Ich will euch aus Ton eine Gestalt erschaffen wie die eines Wesens, das im höheren Bereich mit Erlaubnis Gottes fliegen kann. Und ich werde die (geistig) Blindgeborenen und Aussätzigen heilen, (ja) ich werde (sogar die geistig) Toten ins Leben rufen mit der Erlaubnis Gottes […].“

Zu Punkt 7: Jesus und der Tisch vom Himmel (5:114)

AhmD: Zu (5:114) Anmerkung 63: “Bezieht sich auf die Herrschaft, die den christlichen Völkern - das erstemal vor dem Islam und dann in unserer Zeit - zuteil wurde."

AhmE: Kommentar 742 zu (5:114): „[...] Die Worte dass er ein Fest für uns sei, für den Ersten von uns und für den Letzten von uns enthalten eine große Prophezeiung. Es gab zwei Perioden mit Wohlstand und Fortschritt für die christlichen Völker, wie das Wort cîd (Fest) ,wörtlich 'ein Tag, der wiederkehrt' bedeutet. Der  erste sollte in der Zeit gleich nach Jesus  sein, während der zweite in den letzten Tagen sein sollte; und die Zeit zwischen diesen beiden war gekennzeichnet durch Verfall und Niedergang. [...]“

MMA: Kommentar 749 und 750 zu (5:114): „Das hier verwendete Wort cîd  meint ein Fest, die wörtliche Bedeutung ist ein immer wiederkehrendes Glück oder Quelle der Freude.“

„Diese Passage scheint sich auf auf das wohlbekannte Gebet für das täglich Brot zu beziehen, das Jesus in das berühmte Vaterunser einschloss auf Grund der weltlichen Vorlieben seiner Jünger. Die irdische Ernährung wurde den Christen unbestreitbar im Übermaß gegeben, aber das hat  ihnen die himmlische Ernährung vorenthalten. Man vergleiche das Gebet der Muslime im eröffnenden Kapitel, das nicht um Brot bittet, sondern um den rechten Weg. [...]“

MA: Kommentar 137 und 138 zu (5:114): „[...] Hinsichtlich der Bitte der Jünger - und das anschließende Gebet von Jesus - um  eine himmlische 'Mahlzeit' (mâ'ida, das Wort, das dieser sûra den Namen gab), es könnte vielleicht ein Echo auf die Bitte um das täglich Brot sein, das im Vaterunser enthalten ist (vgl. Matthäus  6, 11). da in religiöser Terminologie jede Zuwendung, die dem Menschen zuteil wird, 'vom Himmel herabgesandt' ist, das heißt von Gott - ,selbst wenn es durch die eigene Anstrengung des Menschen entsteht. Aber andererseits die Art und Weise mit der die Jünger um die 'Mahlzeit' gebeten haben,- insbesondere ihre Erklärung, die im nächsten Vers gegeben wird - scheint eher auf die Bitte um ein Wunder zu weisen, das ihnen Gottes Annahme ihres Glaubens versichert (s.auch die nächste Anmerkung).“

„Die grammatische Form  munazzil in dem Ausdruck innî munazzilu-hâ (wörtl. 'Ich sende es hinab') besagt eine ununterbrochene Wiederholung - ein Fortbestehen, die ich dadurch ausgedrückt habe, dass ich das Wort 'immer' in Klammern eingefügt habe. Diese Betonung auf Gottes immer wiederkehrende Versorgung mit Lebensunterhalt, sowohl physisch als auch spirituell, erklärt den außerordentlichen Ernst Seiner Verurteilung aller, die - in ihrer arroganten Annahme, dass der Mensch selbstversorgend und unabhängig sei - diese offensichtliche Wahrheit leugnen; und darüber hinaus enthält es eine Verurteilung jeglicher Bitte um ein Wunder als 'Beweis' von Gottes Existenz.“ -

MSD: Kommentar zu (5:114): „Was von der Speise, die vom Himmel kam, gesagt wird, darf nicht wörtlich aufgefasst werden. Jede Gabe, die wir besitzen, kommt von Gott oder vom Himmel. Vergl. (15:21), wo es heißt: 'Da ist nicht ein einzig Ding wovon nicht Schätze bei Uns, und Wir senden es nicht herab, denn im sichtbaren Maße.“

Zu Punkt 8: Jesus und Maria (21:91)

AhmD: Zu (21:91) heißt es in der Fußnote zu dem Text 'Wir hauchten ihr von unserem Geist ein': „D.h. sandten unsere Offenbarung.“

MMA: Im Kommentar 1657 zu (21:91) heißt es: „Hier wird nichts über eine unbefleckte Empfängnis gesagt.. Das Bewahren der Keuschheit schließt nicht die rechtmäßige Vereinigung von Ehemann und Ehefrau aus; [...]“

MA: Im Kommentar 87 zu (21:91) heißt es: „Dieser allegorische Ausdruck, der hier hinsichtlich Marias Empfängnis von Jesus verwendet wird, wurde weithin - und irrtümlich - als Bezugnahme besonders auf seine Geburt interpretiert. […] In Bezug auf Maria ist nur gemeint, ihre besondere Keuschheit zu betonen und vollständige Abstinenz, in Gedanken wie auch in der Tat, von irgendetwas Illegalem  oder moralisch Verwerflichem: mit anderen Worten: eine Zurückweisung der Verleumdung […], dass die Geburt von Jesus das Ergebnis einer 'gesetzwidrigen Verbindung' sei.“

MSD: Zu (21:91) heißt es: „Der heilige Koran bleibt dabei, daß Maria keusch war, und weist darum alle Beschuldigungen des Gegenteils zurück. Der Koran sagt aber keineswegs, daß sie unverheiratet war, spricht doch auch die Bibel von ihrer Heirat mit Joseph.“

Siehe auch:

Maria und die Botschaft des Engels (3:44 - 46)

MMA: Der Vers (3:46) mit der Antwort Marias auf die Ankündigung, dass ihr ein Sohn geboren werde, wird folgendermaßen übersetzt: „Sie sagte: Mein Herr, wie kann ich einen Sohn haben und ein Mann hat mich noch nicht berührt? Er sagte:.So soll es geschehen; Allah schafft, was Ihm gefällt. Wenn Er etwas beschließt, sagt Er dazu nur: Sei und es ist.“

Im Kommentar 427 zu (3:46) heißt es: “Nur ihre Vermählung war schon entschieden, und vielleicht war sie darüber nicht informiert worden, als ihr die frohe Botschaft von der Geburt eines Sohnes überbracht wurde,  Daher sagt sie, dass ein Mann sie noch nicht berührt habe. Und ihr wurde geantwortet: 'so sei es'; d.h. das Kind werde geboren, indem Gott die Umstände herbeiführen werde, die zur Geburt eines Kindes führen. Die Worte zeigen nicht, dass sie außerhalb des gewöhnlichen Laufs der Natur empfangen würde, denn es besteht kein Zweifel, dass Maria andere Kinder hatte, von denen niemand annimmt, dass sie außerhalb des normalen Laufs der Natur gezeugt wurden. Die folgenden Worte beweisen nichts anderes als die einfache Tatsache, dass Maria gemäß der Prophezeiung einen Sohn gebären muss. Die gesamte Schöpfung wird durch das göttliche Wort kun zustande gebracht, wie uns immer wieder gesagt wird, doch niemand nimmt an, dass die Schöpfung nicht gemäß den Gesetzen der Natur zustande kommt.“

Eine Anmerkung zu dem Ausdruck 'kun fa yakûn':

Vielfach wird er übersetzt mit 'sei, und es ist'; dabei geht aber weitgehend verloren, dass damit auch ein Prozess gemeint sein kann (wie wir bei allen Vorgängen in der Natur wie auch im Universum beobachten können), so dass er besser mit 'werde, und es wird' wiedergegeben werden sollte, wie es die Übersetzung MSD in allen Fällen macht. Der Vers (40:67) gefolgt von (40:68), in dem der Ausdruck 'kun fa-yakûn' verwendet wird, macht das durch die Erwähnung der Entwickelung des menschlichen Lebens ganz deutlich.

Der Ausdruck 'kun fa-yakûn' kommt im Qur'ân an folgenden Stellen vor:


(2:117), (3:46), (6:73), (16:40), (19:35), (36:82) und (40:68).

MMA sagt in seinem Kommentar 163 zu (2:117): „kun fa-yakûn ist der oft wiederkehrende Satz, in dem von Allahs Akt der Erschaffung und Vernichtung von Dingen im Heiligen Qur'ân die Rede ist. Damit ist nicht gemeint, dass es bei der Erschaffung der Dinge keinen allmählichen Prozess gibt; Evolution in der Schöpfung wird in der Tat deutlich in den allerersten Worten des Qur'âns erwähnt, wo von Gott als rabb  (Entwickler) der Welten gesprochen wird, der Förderer einer Sache in einer solchen Weise, dass sie einen Zustand nach dem anderen erreicht, bis sie ihr Ziel der Vollendung erreicht (R [= al-mufradât fî garîb al-qur'ân (Wörterbuch des Qur'ân), von sayh abu-l-qâsim al- Husain al-ragîb al-isfahânî]). [...]"

MA: Kommentar 34 zu (3:47): „[...] Im Zusammenhang mit der Geschichte von Maria in Âl 'Imrân soll die Ankündigung an sie, sowie die Parallele zu Zacharias (Verse 39-40 oben), Gottes unbegrenzte Schöpfungskraft betonen - insbesondere in beiden Fällen seine Macht, die Umstände zu schaffen, unter denen sich sein Wille manifestieren soll - also jedes Ereignis herbeizuführen, wie unerwartet oder sogar unwahrscheinlich es zum Zeitpunkt der Ankündigung erscheinen mag.

MSD: Der Vers (3:46) (nachdem Maria die Geburt eines Sohnes angekündigt wurde) wird folgendermaßen übersetzt: „Sie sprach: 'Woher soll mir ein Sohn werden, wo mich noch kein Mann berührt hat?'- Er sagte: 'So ist Gott, Er erschafft, was Er will; wenn Er eine Sache beschlossen hat, so sagt Er dazu (weiter nichts als) 'Werde!', und sie wird“

Im Kommentar zu (3:46) heißt es: „Zu dieser Zeit war Maria noch Jungfrau. Aber später wurde sie an Joseph verheiratet, und sie hatte noch andere Kinder außer Jesus (Matth. 1:24, 25, Matth. 12:47, 48; 13:44.)“

Zu Punkt 9: Noah und die Leute auf der Arche (29:14, 15)

AhmD: In der Anmerkung 148 zu (29:14, 15) heißt es zu den 950 Jahren: „Gemeint ist die Zeitspanne, in der sich Noahs Volk an seine Gebote hielt."

AhmE: Zu (29:14) heißt es im Kommentar 2951 : „[...] Neunhundertfünfzig Jahre scheinen nicht die Spanne von Noahs Leben zu sein, sondern die Periode seiner Sendung. Tatsächlich ist die Epoche eines Propheten  die Epoche seiner Sendung und Lehre [...]“.

MMA: Zu (29:14, 15) heißt es im Kommentar 1907: „Die Bibel gibt das Alter Noahs mit 950 Jahren an. Es ist nicht unwahrscheinlich, dass die Lebensspanne eines Mannes in seiner früheren Geschichte größer gewesen sein mag als heute, und Noah mag unter seinen Landsleuten ein außergewöhnliches Alter erreicht haben. Aber es gibt Hinweise darauf, dass die Bezugnahme hier auf die 950-jährige Befolgung des von Noah gepredigten Gesetzes erfolgt, wobei sein Platz dann von Abraham eingenommen wurde, und die Bezugnahme möglicherweise auf diese 950 Jahre gerichtet ist, wie die Erwähnung Abrahams unmittelbar danach zeigt.

MA: Zu (29:14, 15) heißt es im Kommentar 12: „Siehe auch., 'und konnte sie trotz dieser langen Zeit nicht von der Wahrheit seiner Mission überzeugen'. Die gleiche Zahl – 950 Jahre – wird in der Bibel (Genesis ix, 29) als Noahs Lebensspanne angegeben. Durch die Wiederholung dieses Elements der biblischen Legende betont der Qur'ân lediglich die Tatsache, dass die Dauer der Mission eines Propheten nichts mit ihrem Erfolg oder Misserfolg zu tun hat, da „alle wahre Rechtleitung Gottes Führung ist“ (3:73) und wie uns im Qur'ân so oft gesagt wird: „Gott leitet [nur] den, der [geführt werden] will“. Daher soll der Hinweis auf Noah den Gläubigen beruhigen, der darüber bestürzt sein mag, dass die Mehrheit seiner Mitmenschen sich gleichzeitig weigert, eine Wahrheit anzunehmen, die ihm selbstverständlich erscheint.

MSD: Zu (29:14, 15) heißt es in der Fußnote: „Was im Koran hinsichtlich der Lebensdauer Noahs gesagt ist, braucht moderner Geschichtsansicht durchaus nicht zu widersprechen. Noah hat nach koranischer Zeitrechnung 950 Jahre gelebt. Dasselbe lehrt auch die Bibel. Geht man aber weiteren Zeitangaben im Alten Testament nach, so wird man auf ein Datum geführt, das uns einen wichtigen Schlüssel liefert, und das sich auf Abraham bezieht. Abraham , der Erneuerer des Glaubens, lebte 950 Jahre nach Noah. Was anderes kann mit der Zeitangabe von 950 Jahren für das Alter von Noah gemeint sein, als die geistige Fortwirkungsdauer der Lehre Noahs in der Zwischenspanne bis zum Auftreten Abrahams? Abraham ist aus diesem Grunde der direkte Nachfolger Noahs. Zwischen der Geburt Noahs und Abrahams verstrichen 952 Jahre.“

Zu Punkt 10: Pharao und das „große Zeichen“ (79:20)

MA: Kommentar 9 zu (79:20): „Wörtlich: 'zeigte ihm das große Wunder', d. h. von der Führung, die Gott in unermesslicher Gnade selbst dem widerspenstigsten Sünder anbietet.“

Eine kurze Anmerkung: der arabische Text lautete: „al-âyata`l-kubrâ“ - das große Zeichen. (statt, wie zitiert: Wunder):

AYA: Kommentar 5931 zu (79:20): „[...] Das herausragende große Zeichen war daher die Tatsache, dass Moses zum Pharao gesandt wurde, der daraufhin die Zauberer und die gelehrten Ägypter zum wahren Gott bekehrte (20:70-73), obwohl sich der Pharao und seine Häuptlinge widersetzten und für ihre Sünden gelitten. [...]“.

Zu Punkt 11: Der Mann und die zerstörte Stadt (2:259)

AhmD: Es gibt 2 Verweise in der Fußnote, auf: Hesekiel „(vgl. Hesekiel Kapitel 37)“, und auf: „Jerusalem“.

AhmE: Kommentar 266 zu dem Vers: „[...] Der Satz da ließ Allah ihn sterben auf hundert Jahre, bedeutet nicht,  dass Hesekiel tatsächlich zum Sterben gebracht und dann zum Leben erweckt wurde. Es war tatsächlich eine Vision, die Hesekiel sah (Hesekiel 37). Der Koran erwähnt manchmal Szenen, die in einer Vision gesehen wurden, als ob sie tatsächlich passiert wären, ohne zu sagen, dass sie in einer Vision oder einem Traum bezeugt wurden (z. B. 12: 5). […] Der Satz Nein, du harrtest hundert Jahre lang, weist darauf hin, dass, obwohl er in gewissem Sinne hundert Jahre in diesem Zustand geblieben ist, [...] die Aussage, dass er einen Tag oder einen Teil eines Tag verweilt hat, war auch richtig, denn die Zeit, die man zum Sehen der Vision brauchte, war natürlich sehr kurz. Um Hesekiel diese Tatsache deutlich zu machen, richtete Gott dessen Aufmerksamkeit auf sein Essen und Trinken und auf den Esel. [...].“

MMP: In der Fußnote: „Die meisten Kommentatoren stimmen darin überein, dass der Bezug hier auf Jerusalem in Trümmern gerichtet ist, während die folgenden Worte von der Vision Hesekiels erzählen.“

AYA: Kommentar 304 zu dem Vers: „[...] Der Wortlaut ist vollkommen allgemein, und wir müssen ihn als allgemein verstehen. Ich denke, er bezieht sich nicht nur auf den individuellen, sondern auf nationalen Tod und  Wiedergeburt.

Zu Punkt 12: Der „gespaltene“ Mond (54:2)

AhmD: Anmerkung 199 zu dem Vers: “Der Mond war bei den Arabern ein Zeichen der Regierung, der Herrschaft. Der Vers besagt, daß der Untergang des arabischen Staates nahe sei.“

MMA: Kommentar 2388 zu den Versen: „[...] Die besten Autoritäten sind sich jedoch einig, dass es keinen Grund gibt, an der Vertrauenswürdigkeit des Berichts zu zweifeln, und dass hier auf denselben Vorfall verwiesen wird. [...] Einige Kommentatoren sind jedoch der Meinung, dass sich der diskutierte Vers auf das Zerreißen des Mondes am Herannahen des Jüngsten Tages bezieht. [...] Es könnte sich also um eine besondere Art von Mondfinsternis gehandelt haben, bei der der Mond wie in zwei Hälften gespalten erschien, ein Teil hell blieb und der andere Teil dunkler wurde, [...]"

MA: Kommentar 1 zu dem Vers (54:1): „Die meisten Kommentatoren sehen in diesem Vers einen Hinweis auf ein Phänomen, das von mehreren Zeitgenossen des Propheten bezeugt worden sein soll. Wie in einer Reihe von Berichten beschrieben, die auf einige Gefährten zurückgehen, erschien der Mond eines Nachts, als wäre er in zwei verschiedene Teile gespalten. Obwohl es keinen Grund gibt, an der subjektiven Richtigkeit dieser Berichte zu zweifeln, ist es möglich, dass tatsächlich eine ungewöhnliche partielle Mondfinsternis passiert ist, die eine ebenso ungewöhnliche optische Täuschung erzeugt hat. Aber was auch immer die Natur dieses Phänomens sein mag, es ist praktisch sicher, dass sich der obige Koranvers nicht darauf bezieht, sondern auf zukünftige Ereignisse: nämlich darauf, was geschehen wird, wenn die letzte Stunde näher rückt.[...]“

MSD: In einer Fußnote zu (54:1): „Daß in den Tagen des Propheten der Mond sich gespalten habe, ist ein Vorfall, der von einer Reihe von Zeitgenossen berichtet wird. Was darunter zu verstehen sei, darüber gehen die Ansichten auseinander. Imam Razi meint, daß es sich um eine Art Mondfinsternis gehandelt haben werde, wobei die eine Hälfte des Mondes licht, die andere verschattet erschienen sei,

Die Spaltung des Mondes bedeutete aber auch die weichende Macht der Mekkaner; denn der Mond war ja ein Abzeichen der Araber, wie die Sonne das der Perser, Und das Hinschwinden ihrer Macht erscheint als Folge ihres Widerstrebens gegen den Islam.“

AAM: In der Anmerkung 1: „Das heißt, die Spaltung des Mondes ist ein Hinweis darauf, dass die Auferstehung nahe bevorsteht, und sie kann jederzeit stattfinden. Dieser Satz und das folgende Thema zeigen deutlich, dass sich der Mond tatsächlich gespalten hat. Diejenigen, die das Ereignis beobachteten, haben erklärt, dass der Vollmond kurz nach seinem Aufgang plötzlich geteilt wurde und seine zwei Teile auf beiden Seiten des Hügels davor zu sehen waren. Dann, nach einem Moment oder so, waren sie wieder zusammengekommen. Angesichts der Überlieferungen ist die Behauptung der einfachen Prediger, die sagen, dass der Heilige Prophet eine Geste gemacht hat oder dass dieses Wunder auf Verlangen der Ungläubigen von Mekka gezeigt wurde, nicht wahr.“