Islam konkret

                                                Diskussionsbeiträge und Anregungen

 
 

Brief an Moscheegemeinden und muslimische Gruppen in Deutschland.

Liebe Geschwister im Islam,

as-salâmu ’alay-kum wa raHmatu`llâhi wa barakâtu-hu!

 

Mit diesem Schreiben wende ich mich an Sie wegen eines unter den meisten Muslimen heiklen Themas.

Die Mehrheit von ihnen ist fest davon überzeugt, dass der Islam Homosexualität oder - genauer gesagt – homosexuelle Handlungen verurteilt und verbietet. Zu diesem Resultat kommt man auch, wenn man die 4 großen muslimischen Rechtsschulen dazu befragt.

Ich bin überzeugter Muslim, der vor vielen Jahrzehnten zum Islam konvertiert ist. Als ich feststellte, dass ich selbst homosexuell bin (eine Eigenschaft, mit der Allâh viele Menschen ausstattet), begann ich, die Quellen des Islams, den Qur’ân (= Koran) und die authentischen Hadîthe zu untersuchen.

Das Ergebnis liegt jetzt in einem 3-teiligen Buch (tredition-Verlag, Hamburg) vor unter dem Titel:

„ISLAM UND HOMOSEXUALITÄT im Qur’ân und der Hadîth-Literatur

mit dem Untertitel:

„(Zusammenstellung von Materialien zum Thema und Anregungen für eine Neubewertung)“

Teil 1 Der Qur'ân, 238 Seiten,

ISBN: 978-3-7323-0986-3

Teil 2 Hadîth-Literatur Die Überlieferungen, 344 Seiten,

ISBN: 978-3-7323-0987-0

Teil 3 Hadîth-Wissenschaft, Überlieferer und Sammlungen, 284 Seiten,

ISBN: 978-3-7323-1051-7

Und es kommt zu einem ganz anderen Resultat:

  • Der Qur’ân kennt keine Verurteilung und  kein Verbot homosexueller Handlungen, im Gegenteil (Teil 1).
  • Was die Hadîthe betrifft, so habe ich  etwa 640 Überlieferungen, die das Thema berühren, zusammen mit ihren Isnâden aus 23 alten Sammlungen bis einschließlich den „6 Büchern“ von  al-Buchârî, Muslim, an-Nasâ’î, at-Tirmidhî, Abû Dâwûd und Ibn Mâja geprüft  (Teil 2): Diese Prüfung erfolgte im Wesentlichen hinsichtlich des Isnâds auf Basis des Buches von adh-Dhahabî, mîzânu`l-i’tidâl fî naqdi`r-rijâl. Darunter fand sich kein einziger authentischer Hadîth     (= Hadîth SaHîH), der homosexuelle Handlungen verurteilt oder verbietet.

Mit diesem Ergebnis steht meine Arbeit ja nicht alleine da, doch in der vorgelegten Form gibt es sonst kein anderes Buch zu diesem Thema.

Zudem war dies alles muslimischen Gelehrten schon lange bekannt, jedenfalls einigen unter ihnen, die in einer Zeit lebten, als die Hadîth-Wissenschaft und –Kritik schon weiterentwickelt war als zu Zeiten der Gründung der Rechtsschulen. Denn was viele Muslime offenbar nicht wissen: Von den „6 Büchern“ haben al-Buchârî und Muslim,  die als am zuverlässigsten geltenden Sammler, sowie an-Nasâ’î, ebenfalls ein kritischer Sammler, das schwache Material zu diesem Thema, das in den anderen 3 Büchern vorhanden ist, nicht für ihre Werke ausgewählt.

Soweit in Kürze das Ergebnis meiner Untersuchung. Etwas mehr können Sie auf meiner Home-Page www.islam-konkret.de finden. Sie ist noch im Aufbau. Alle Einzelheiten und weitere Argumente finden Sie in dem zuvor genannten 3-teiligen Buch.

So wie es sich mir darstellt, haben die Muslime noch eine nicht ganz unwichtige Aufgabe vor sich, sich intensiv mit dieser Frage auf Basis der beiden einzigen Quellen des Islams auseinanderzusetzen.

Nur so vermeiden sie, viele Schwestern und Brüder zu verurteilen und offensichtlich irrige – wenn auch Jahrhunderte alte – Ansichten weiterhin zu verkünden.

Zu Fragen und Gesprächen bin ich jederzeit bereit.

Möge Allâh Sie schützen und uns alle auf Seinem Weg leiten.

Ihr Bruder im Islam

Amin K. Waltter.